Gästestimmen

Aus einem Brief von Peter Pulheim und Christine Schaumberger:

 

Die Hendlmühle ist ein besonderer Ort zum Urlaubmachen: abgeschieden, nicht sensationell und atemraubend, wie es hohe Berge, Meer, große Seen wären, kein Angebot an „Event“-Touristen, sondern ein Ort, der Muße, aufmerksame sinnliche Wahrnehmung, Freude an Kleinigkeiten fordert und gedeihen läßt. Kaum ist der Gast angekommen und öffnet das Fenster, erwartet er zunächst vielleicht Stille – und dann hört er: den Bach, den Wind in den Bäumen, die Vögel, vielleicht den Regen. Er spürt neu mit allen Sinne. Der Wind ist zu hören, zu sehen, zu fühlen,… Er lernt zu riechen: Regen, Pflanzen, Erde, unterschiedliche, neue, geheimnisvolle Düfte und Gerüche. Er lernt Details zu sehen, die Steine in ihrer Unterschiedlichkeit. Und er genießt weite Blicke, die sich mit jeder Wegkrümmung, jeder Anhöhe verändern.
Er kann Vögel, Fische, Schlangen, Pflanzen kennenlernen, die es sonst kaum zu sehen gibt. Er erfährt, wie in der Wondreb Fische leben, die vom Aussterben bedroht sind. Der Urlauber sitzt an den Wassern, geht spazieren, wandert, läuft, walkt. Er kann direkt vom Haus aus ausgedehnte, ungestörte Waldwanderungen gehen. Aber die Hendlmühle ist auch „rollstuhlgängig“ angelegt.


Gerade die Abgeschiedenheit, daß die direkte Umgebung nicht verbaut ist, macht den Reiz dieses Ferienortes aus. Die Hendlmühle wirbt zu Recht damit, sie sei „idyllisch gelegen“, „abseits von Hektik, Terminen und Straßenlärm“. Wegen der Stille, der Abgelegenheit, der Verkehrsarmut, der ungestörten weiten Blicke kommen die Feriengäste.

 

Die Hendlmühle ist aber nicht nur ein Ferienort, sondern darüber hinaus ein kulturell, historisch, literarisch bedeutender Ort. Wir sind auf die Hendlmühe durch Theaterstücke von Werner Fritsch, die wir zunächst mehrmals in Darmstadt, später auch an anderen Orten besuchten, aufmerksam geworden. Durch sein Werk – v.a. Theaterstücke, Filme, Roman – hat Werner Fritsch die im restlichen Deutschland bekannterweise nicht nur als Provinz, sondern auch provinziell angesehene Oberpfalz – ins Zentrum literarischer Wahrnehmung gebracht, dem Wondreber Totentanz, der Geschichte der Hendlmühle und Flossenbürgs zu neuer Aufmerksamkeit verholfen, die LeserInnen und ZuschauerInnen zu einer kontinuierlichen und aufmerksamen Auseinandersetzung mit dem Knecht Wenzel, seiner Sprache, seinen Erzählungen, seinen Theorien angeleitet und dadurch erfahrbar gemacht, daß und wie die Provinz der entscheidende Ort und die universale Sprache der Dialekt sein kann.


In einem Theater-Nachgespräch wurde erzählt, daß die Hendlmühle ein konkreter Ort ist, den man besuchen, an dem man im Urlaub wohnen kann. Wir wissen von einigen, die aufgrund des Werks von Werner Fritsch die Hendlmühle besuchten und besuchen. Und wir vermuten, daß die Hendlmühle, vor allem seit der Renovierung der Wondreber Friedhofskapelle, zu einem Ort für jene werden könnte, die sich interessieren für Literatur, Kultur und Religion dieser Region, in der Geschichten gesammelt und erzählt und Sprache erforscht und tradiert wurden und werden. Wir wissen von Kultur- und Lesereisen. Peter Pulheim hat ein theologisch-ästhetisches Konzept für den Totenraum der Kinderklinik St. Hedwig in Regensburg entwickelt. Mit der Vorbereitungsgruppe des Totenraums hat er eine Exkursion zur Hendlmühle, der Wondreber Totentanzkapelle und den Totenbrettern unternommen und dabei feststellen müssen, daß den Regensburger KollegInnen der Wondreber Totentanz noch nicht bekannt war. Die Hendlmühle und Wondreb sind ein Oberpfälzer Kulturerbe und könnten sich auch zum Ort für Seminare, Lektüretage, Lesereisen, Kulturreisen entwickeln.